Konfession: jüdisch
Adelstitel: nicht vorhanden (beantragte Erhebung in den bayerischen Adel 1869 abgelehnt, Führung des Adelsprädikats in Österreich aber nicht beanstandet)
Carl (von) Obermayer (1811–1898) war Bankier und US-amerikanischer Konsul in Augsburg, Präsident der dortigen Israelitischen Kultusgemeinde (bis 1867) und bayerischer Oberst der Landwehr (für einen Juden damals ein außergewöhnlich hoher Rang!), Regimentskommandant und bedeutender Militärschriftsteller sowie zusammen mit seiner Schwester Besitzer des Ritterguts Erolzheim (bei Biberach) in Württemberg. Er erhielt, wie für Personen seiner Stellung üblich, verschiedene bayerische und ausländische Verdienstorden, so auch 1869 das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone, mit dem (nur) im Fall württembergischer Staatsbürger der persönliche Adel verbunden war. Obermayer beantragte daraufhin in Bayern unter Verweis auf den Ordenstitel zunächst, sich des Adels bedienen zu dürfen, und weitete dann sein Gesuch aus, indem er darum bat, in den einfachen bayerischen Erbadel erhoben zu werden. Der König lehnte das Gesuch ab, wobei wohl Obermayers zerrüttete Ehe eine entscheidende Rolle spielte. Darüber hinaus wirkte sich vielleicht ungünstig aus, dass Obermayer bereits Vorbereitungen traf, um seine geschäftlichen und sonstigen Tätigkeiten in Augsburg abzuwickeln und nach Wien zu übersiedeln. Dort war er bis zu seinem Tod u.a. in prodeutschen Vereinen aktiv, begraben ließ er sich aber in Augsburg(-Kriegshaber). In Österreich führte Obermayer drei Jahrzehnte lang unbeanstandet das »von« in seinem Namen, das auch auf seinem Grabstein erscheint.
Obermayer hatte auch mehrere verwandtschaftliche Beziehungen zu geadelten Familien jüdischen Glaubens bzw. jüdischer Herkunft. Seine Schwester Henriette war die Frau des durch Österreich baronisierten Bankiers Simon (seit 1867 Freiherr von) Oppenheim (1803–1880) in Köln. Seine Frau Emma geb. Goldstein (ca. 1815–1865) war mütterlicherseits eine Enkelin des bekannten Wiener Industriellen Isaak Löw Hofmann (seit 1835 von Hofmannsthal) (1759–1849). Und seine zweite Tochter Emilie (geb. 1838) heiratete den italienischen Diplomaten Oscar Ritter (bzw. Freiherr bzw. Graf) Hierschel von Minerbi.
Literatur: Franz Josef Merkl, Der Augsburger jüdische Bankier Carl von Obermayer (1811–1889) als Militärreformer, in: Peter Fassl (Hg.), Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben III. Zwischen Nähe, Distanz und Fremdheit, Augsburg 2007, S. 147–199, bsds. S. 187–191 (Obermayers Grabstein ist auf dem vorderen Umschlag des Buchs abgebildet); Georg Gaugusch, Adelige im Verzeichnis der Verstorbenen in Wien ab 1885 [Fortsetzungsreihe], in: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, diverse Jgg., hier Bd. 24 (2007/08), S. 22–24 mit Anm. 224