Die hauptsächliche Erwähnung des Industriellen Emil Rathenau im völkisch-antisemitischen Semi-Gotha findet sich in Bd. 1 von 1912 auf S. 491:
Rathenau-Eintrag im Semi-Gotha (1912) (Digitalisat: Google Buchsuche)
Das vollständige Zitat lautet:
»R a t h e n a u Emil, ✡ [1] Berlin 11.12.[18]38, Geh.[eimer] Baurat Dr. Ing. h. c., Dir.[ektor] d.[er] Allg.[emeinen] Elektr.[icitäts] Ges.[ellschaft], der Akkumul.[atoren]-Fabr.[ik] usw., als 28facher Verwalt.[ungs]-Rat 65 000 M[ar]k. jährlich steuernd, dessen Nobilitierung im Zuge oder schon erfolgt ist? Sein Sohn Dr. Walter R.[athenau] erwarb v.[origes] J.[ahr] [2] das k[köni]gl.[iche] Schloß F[r]eienwald b.[ei] Berlin für 252 000 M[ar]k. für sich als Sommersitz. Sind mosaisch und oben unerfreulich gut angeschrieben.«
Der letzte Satz macht deutlich, dass die Autoren nicht zuletzt Wilhelm II. kritisierten: Prominente Juden hätten einen großen (und also nach antisemitischer Lesart unheilvollen) Einfluss auf den Monarchen. Dabei war Wilhelm II. selbst starker Antisemit; seine angebliche Absicht, die bedeutende Industriellenfamilie Rathenau mit einem Adelstitel zu ehren, ist völlig aus der Luft gegriffen.
[1] Die Verwendung des Davidsterns statt des sonst als genealogisches Zeichen üblichen Sternchens (*) soll im Semi-Gotha in abwertender Absicht die jüdische Herkunft des Genannten herausstreichen.
[2] Walther Rathenau hatte Schloss Freienwalde 1909 gekauft (siehe dazu Anna Teut, Bürgerlich königlich. Walther Rathenau und Freienwalde, Berlin 2007).